Tips und Tricks zur Ahnenforschung
Der Fachbegriff für Ahnenforschung ist Genealogie.
Das Wort kommt aus dem Lateinischen und Altgriechischen. Es ist aus den
beiden Wörtern "genus" = Geschlecht, Abstammung und "logos" = Lehre
zusammengesetzt.
Die Genealogie ist ein sehr unterhaltsames und
interessantes Hobby.
Wie erstellt man einen Stammbaum?
Empfehlenswert ist folgendes Vorgehen:
1. Ihr Gedächtnis
Geben Sie alle Stammbaumdaten, die Ihnen bekannt sind, in den Stammbaum ein.
2. Ihre lebenden Verwandten
Drucken Sie einen Stammbaum aus und schicken
allen lebenden Verwandten ein ausgedrucktes
Exemplar. Fordern Sie Ihre Verwandten auf, Daten
einzutragen.
3. Standesamt
Im Standesamt werden Geburten, Heiraten und Sterbefälle amtlich erfasst.
Beispiel: Sie kennen
den Namen, den Geburtsort und das Geburtsjahr Ihres Großvaters.
Was Ihnen fehlt, ist
das genaue Geburtsdatum und die Namen der Eltern. Schreiben Sie nun einfach
einen formlosen Brief
an das Standesamt des Geburtsortes Ihres Urgroßvaters. Weisen Sie
auf den
Grund der Anfrage (Familienforschung)
hin und geben Sie Ihr Verwandtschaftsverhältnis zur
gesuchten Person (Großvater)
an. Auch sollten Sie in der Anfrage die Erstattung eventuell
entstehender Kosten
zusichern (die Kosten betragen normalerweise zwischen 6 DM und 20 DM).
Beantragen Sie eine
nicht beglaubigte (sonst kann es teuer werden) Kopie der Geburtsurkunde
Ihres
Großvaters. Darin
finden Sie auch den Namen und den Beruf, teilweise auch das Geburtsdatum
der
Eltern.
Die Zweitschriften der standesamtlichen Akten
lagern meistens im Staatsarchiv. Dort dürfen Sie
selbst, in der Regel kostenlos, nach Unterlagen
suchen. Voraussetzung ist, dass die Daten älter als
100 Jahre sind (Datenschutz!).
Die Standesamtakten reichen leider nicht besonders
weit zurück. Westlich des Rheines gibt es seit
der französischen Besetzung Ende des 18.
Jh. eine lückenlose Führung.
Im Rest von Deutschland wurden erst seit dem
1875 verabschiedeten "Reichsgesetz über die
Beurkundungen des Personalstandes und der Eheschließung"
die Daten lückenlos geführt.
4. Kirchenbücher
Kirchenbücher sind die wichtigsten Quellen
für Ahnenforscher. Die ältesten Kirchenbücher gehen bis
Anfang des 13. Jh. Zurück (Frankreich), im deutschsprachigen Raum
immerhin noch bis ins 15. Jh.
Leider ist der größte Teil in den
folgenden Jahrhunderten vernichtet worden (kriege, Feuer, unsachgemäße
Lagerung)
Beispiel:
Sie kennen nun den Heirats- und Sterbeort aus
den standesamtlichen Dokumenten Ihrer Urgroßeltern. Sie schreiben
nun die zuständige Pfarrei an. Da die konfessionelle Mischung der
Bevölkerung in Deutschland damals bei weitem noch nicht so stark war
wie heute, kann man davon ausgehen, dass ein z.B. in Niederbayern oder
Tirol geborener Ahne zu 99%iger Sicherheit katholisch war. Mit ähnlich
hoher Sicherheit kann man sagen, dass eine Person aus Schleswig-Holstein
evangelisch war.
Die Antwort des Pfarramtes kann nun folgende sein:
- Das Pfarramt teilt Ihnen die gewünschten
Daten mit.
- Man schreibt Ihnen, dass es (aus zeitlichen
Gründen) unmöglich sei, die Urkunde herauszusuchen.
Sie können aber gern vorbeikommen
um selbst die Kirchenbücher vor Ort durchzusehen.
Diese Möglichkeit sollten Sie sich
nicht entgehen lassen. Oft findet man bei der
Durchsicht interessante Daten von Geschwistern
oder weiteren Verwandten.
- Man teilt Ihnen mit, dass die Kirchenbücher
sich nicht mehr im Pfarramt befinden,
sondern in ein anderes Archiv übergeben
wurden.
- Sie erhalten überhaupt keine Nachricht.
Hier sollten Sie nach einigen Wochen
nochmals höflich nachfragen.
Am besten wäre es, wenn Sie persönlich
die Kirchenbücher dort durchsehen.
Dabei ist folgendes zu beachten:
- Die Kirchenbücher erfassen normalerweise
nicht die Geburts- und Sterbedaten,
sondern die damit zusammenhängenden
sakralen Handlungen (Taufe und
Beerdigung). Der Unterschied ist aber
meist sehr gering. Kinder wurden
normalerweise 1 - 2 Tage nach der Geburt
getauft. Beerdigungen erfolgten
spätestens drei Tage nach dem Tod.
- In den katholischen Gemeinden wurden die Kirchenbücher
bis Anfang des
20. Jh. In lateinischer Sprache abgefasst.
- Die Kirchenbücher sind in altertümlicher
Schrift abgefasst. Schwierigkeiten dürfte damit vor allem
die Nachkriegsgeneration haben, die die
altdeutsche
Schreibschrift nicht mehr in der Schule
kennengelernt hat
- In einigen Archiven sind die Kirchenbücher
auf Mikrofilm verfügbar. Lesegeräte stehen aber
normalerweise zur Verfügung.
5. Militärkirchenbücher
Falls einer Ihrer Vorfahren Berufssoldat der Preußischen
Armee war, werden Sie im "Geheimen
Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz"
in Berlin sicher fündig werden.
6. Adressbücher
Die Ahnenforschung sollte sich nicht nur auf das Sammeln von Geburts- und Sterbedaten beschränken. Viel interessanter ist es, mehr aus dem Leben der Vorfahren zu erfahren. Hier helfen oft alte Adressbücher weiter. Die Adressbücher sind meistens in der Stadtbücherei einzusehen.
7. Einwohnermelderegister
Die Unterlagen des Einwohnermelderegisters sind
in Archiven zu finden. Teilweise reichen diese
Unterlagen bis ins 19. Jh. zurück.
8. Bürgerbücher
Im Mittelalter wurden in den Städten Bürgerbücher
geführt. Die Bewohner einer Stadt teilten sich in zwei Gruppen: die
Bürger (cives) und die Einwohner (incolae). Nur die Bürger hatten
das Recht ein Gewerbe zu betreiben, Ämter zu bekleiden, Grund und
Boden zu besitzen. Das Bürgerrecht wurde an die Söhne weitervererbt.
Unter bestimmten Bedingungen konnten Einwohner das Bürgerrecht erwerben.
Die Auswertung von Bürgerbüchern kann
dem Genealogen oft weiterhelfen. Von zugezogenen Bürgern ist
meist der Herkunftsort genannt. Die Bürgerbücher sind in den
zuständigen Staatsarchiven
einsehbar. Teilweise wurden die Bürgerbücher
auch veröffentlicht.
9. Steuerlisten, Gerichtsprotokolle, Untertanenverzeichnisse
Sehr interessant ist auch das Studium von Steuerlisten
und Straf- und Gerichtsprotokollen.
Untertanenlisten wurden vor allem in ländlichen
Gebieten von dem jeweiligen Landesherrn angefertigt.
10. Leichenpredigten
Dies war eine für Ahnenforscher sehr nützliche Einrichtung: Im 16. Bis 18. Jh. wurde meist höhergestellten evangelischen Personen Leichenpredigten gedruckt. In der Leichenpredigt ist ein kompletter Lebenslauf des Verstorbenen zu finden.
11. Genealogische Veröffentlichungen
Vielleicht hat ja schon ein anderer Ahnenforscher den "toten Punkt" in der eigenen Ahnenreihe überwunden und seine Ergebnisse veröffentlicht.
12. Suchanzeigen
Mit einer Suchanzeige kommt man oft in Kontakt
mit anderen Forschern, bei denen sich die
Ahnenreihe eventuell überschneidet.
13. Genealogische Vereine
14. Sonstige Quellen
Friedhöfe (Grabsteine), alte Zeitungen, Sterbebilder, Ausbildungsnachweise........
(Quelle: Genealogie-Server, Universität
Gießen)